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Biosimilar-Insulin MYL-1601D Insulin aspart

Geschrieben von Profil | 29.09.2021 10:20:00

Ein Vergleich mit zugelassenen US-amerikanischen und europäischen (EU) Insulin-aspart-Formulierungen.

Warum wurde diese Untersuchung durchgeführt?

Insulin aspart ist ein schnell wirksames Insulin-Analogon. MYL-1601D ist ein von der Firma Mylan (ein Viatris-Unternehmen) entwickeltes Biosimilar-Insulin zu US- und EU-Insulin-aspart-Formulierungen (Novolog® und NovoRapid®).

Ein Biosimilar* (biosimilares Arzneimittel) ist ein Biologikum, das eine Version des Wirkstoffs eines im europäischen Wirtschaftsraum bereits zugelassenen Biologikums (Referenzarzneimittel, Originator) enthält. Die Ähnlichkeit zum Referenzarzneimittel in Qualität, biologischer Aktivität, Sicherheit und Wirksamkeit muss basierend auf einem umfangreichen direkten Vergleich („comparability exercise“) etabliert worden sein.* Biosimilar-Insuline könnten helfen, Kosten zu senken und den Zugang zu einer Insulintherapie zu verbessern.

In der hier beschriebenen Studie, die bei Profil Neuss und Profil Mainz durchgeführt wurde, wurde die Bioäquivalenz (Gleichwertigkeit/Austauschbarkeit) von MYL-1601D mit US- sowie EU-Insulin-aspart hinsichtlich der Wirkspiegel im Blut (Pharmakokinetik) und der Auswirkungen auf den Blutzucker (Pharmakodynamik) untersucht.

Was geschah während der Studie?

Insgesamt 71 gesunde Studienteilnehmer (davon 62 Männer) nahmen an 3 verschiedenen Dosierungstagen teil. Sie erhielten 0,2 Einheiten pro Kilogramm Körpergewicht von jedem der 3 Insuline (MYL-1601D, EU-Insulin-aspart, US-Insulin-aspart – ein Insulin pro Dosierungstag) in randomisierter (zufälliger) Reihenfolge (ähnlich dem Werfen einer Münze) und doppelblind, d. h. ohne Wissen des Studienteilnehmers und des Studienarztes darüber, welches der 3 Insuline an welchem Studientag zur Anwendung kam. (Im Notfall konnte dies nachgesehen werden.) Zwischen den Dosierungstagen lag eine sogenannte Auswaschphase von jeweils 12 bis 16 Tagen nach der ersten und von 3 bis 14 Tagen nach der zweiten Dosierung. An jedem der 3 Dosierungstage fand nach der Einzeldosierung mit einem der 3 Insuline eine jeweils 12-stündige Glukose-Clamp-Untersuchung statt (Blutzucker-Zielwert war 81 mg/dl), wozu die Studienteilnehmer an das Gerät ClampArt (eine „künstliche Bauchspeicheldrüse“) angeschlossen wurden und der Blutzucker-Zielwert durch die automatische Regulierung der Glukose-Infusionsraten durch das Gerät aufrechterhalten wurde (Pharmakodynamik). Zur Bestimmung des Wirkspiegels der Insuline im Blut (Pharmakokinetik) erfolgten häufige Blutabnahmen.

Was waren die Ergebnisse der Studie?

Die primären Pharmakokinetik-Endpunkte (d. h. das An- und Abfluten des Medikamentes im Blut) waren die Insulin-aspart-Konzentrationen über die gesamte Zeit von 0 bis 12 Stunden sowie die maximale Insulin-aspart-Konzentration. Die gesamte Glukose-Infusionsrate über die Zeit von 0 bis 12 Stunden und die maximale Glukose-Infusionsrate waren die primären Pharmakodynamik-Endpunkte (d. h. Beginn und Ende der Wirkung des Medikamentes). Zwischen den 3 Insulinen MYL-1601D, US-Insulin-aspart und EU-Insulin-aspart konnte für diese primären Pharmakokinetik- und -dynamik-Endpunkte Bioäquivalenz, d. h. Gleichwertigkeit bzw. Austauschbarkeit, gezeigt werden.

Es gab darüber hinaus keine merklichen Unterschiede hinsichtlich der Sicherheitsprofile der 3 Behandlungen und es traten während der Studie keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf. Das einzige unerwünschte Ereignis, das bei mehr als 5 % der Patienten auftrat, waren Kopfschmerzen. Es gab bei den Teilnehmern keine erhöhte Reaktivität des Immunsystems auf MYL-1601D und auch keine bedeutsamen Unterschiede hinsichtlich der Laborwerte und Vitalzeichen (Puls, Blutdruck), der EKGs und der körperlichen Untersuchung zwischen den 3 Insulinen.     

Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?

Für die 3 Insuline MYL-1601D, US- und EU-Insulin-aspart konnte nach der Gabe einer Einzeldosis von 0,2 Einheiten pro Kilogramm Körpergewicht Äquivalenz/Gleichwertigkeit hinsichtlich ihrer Eigenschaften bezüglich der Spiegel im Blut und der Auswirkungen auf den Blutzucker bei gesunden Teilnehmern ohne Diabetes gezeigt werden. Alle 3 Behandlungen waren sicher und gut verträglich. Diese Studienergebnisse bilden eine wissenschaftliche Brücke zwischen den Vergleichssubstanzen US- und EU-Insulin-aspart und unterstützen die Durchführung einer Phase-3-Studie (große Studie vor der Einreichung zur Zulassung) bei Teilnehmern mit Typ 1 Diabetes – nur mit US-Insulin-aspart als Vergleich.

Im Februar 2021 gab die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung von Insulin MYL-1601D (Kixelle®) bekannt, dem Biosimilar zu NovoRapid®/Novolog® (Insulin aspart)..

 

*Biosimilars. Leitfaden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). 2. Auflage, Version 1.0, Januar 2021. Abgerufen am 10. Februar 2021 von https://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/LF/PDF/Biosimilars.pdf.

**Diese Ergebnisse wurden bereits in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht (Hövelmann U u. a. Diabetes Obes Metab 2021). Wenn Sie weitere Details der Studie interessieren, so können Sie sich gern an uns wenden.