Unser Diabetes-Blog

Anpassung von Ernährung und Insulintherapie

Geschrieben von Profil | 29.06.2020 10:30:00

Für Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes können Tabellen zum Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln sehr hilfreich sein, um die Ernährung und die Insulintherapie einander anzupassen. Diese Orientierung ist wichtig, um Über- und Unterzuckerungen zu vermeiden. 

Die Tabelle gibt für verschiedene Lebensmittel und Getränke an, welche Portionsgröße bzw. Menge eines Lebensmittels einer Broteinheit entsprechen. Eine Broteinheit (BE) entspricht einer Menge von 12 g Kohlenhydraten. Diese Einheit wurde durch die sog. Kohlenhydrateinheit (KE oder KHE) ergänzt bzw. abgelöst. Sie ist für die Umrechnung etwas einfacher, da eine KE 10 g Kohlenhydraten entspricht.

Menschen mit einem insulinpflichtigen Diabetes sollten pro Tag eine bestimmte Menge an Kohlenhydraten zu sich nehmen, und zwar auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilt, z. B. drei Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) und zwei Zwischenmahlzeiten. Die Kohlenhydrate pro Mahlzeit werden dann in BE oder KE umgerechnet. Danach können die Mahlzeiten mit der entsprechenden Kohlenhydratmenge und mit Hilfe von BE-Tabellen geplant und gestaltet werden. Menschen mit Diabetes können danach die Insulin-Einheiten abschätzen, die sie sich spritzen müssen. Die benötigte Insulinmenge sowie BE-/KE-Menge pro Tag und pro Mahlzeit bespricht der behandelnde Arzt und Ernährungsberater. Eine professionelle Diabetesschulung in einer Gruppe ist sehr zu empfehlen. Hier stehen die praktischen Fertigkeiten und Fragestellungen im Vordergrund, wie z. B. das richtige Abschätzen und Berechnen von Kohlenhydraten. Individuelle Probleme können im persönlichen Austausch detailliert besprochen werden

Eine BE hebt den Blutzuckerspiegel um etwa 40 mg/dl an. Eine Insulineinheit senkt ihn um etwa 40 mg/dl. Dementsprechend benötigen Menschen mit einem insulinpflichtigen Diabetes eine Insulineinheit, um die Wirkung einer BE auf den Blutzucker zu neutralisieren. Der Insulinbedarf unterliegt zirkadianen (tageszeitlichen) Schwankungen, u. a. durch der Insulinwirkung entgegen gerichtete Hormonwirkungen (Wachstumshormon, Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin) in den frühen Morgenstunden (Dawn-Phänomen). Morgens ist der Insulinbedarf pro KE / BE daher i. d. R. am höchsten, mittags meist am niedrigsten, abends dann wieder etwas höher – auch aufgrund der Abnahme der Insulinempfindlichkeit des Körpers in den Abendstunden (Dusk-Phänomen). Die Faustregel für den Insulinbedarf morgens : mittags : zu abends ist 3 : 1 : 2.

Die Insulinwirkung hängt zum einen von der Art der verzehrten Kohlenhydrate ab und zum anderen von der Zusammensetzung einer Mahlzeit, dem individuellen Körpergewicht, Stoffwechsel und von der körperlichen Aktivität des Betroffenen. Die Art und die Qualität der Kohlenhydrate, der Verarbeitungsgrad und der Ballaststoffgehalt werden bei der Mengenangabe in den BE-/KE-Tabellen nicht berücksichtigt. Zu diesem Thema  informieren wir Sie in unserer Broschüre „Praktische Ernährungsempfehlungen für Menschen mit Diabetes mellitus“ und einem Beitrag zum Thema „Glykämischer Index“.

Die Lebensmittelinformations-Verordnung, die seit 2014 in der Europäischen Union in Kraft getreten ist, sorgt dafür, dass alle verpackten Lebensmittel mit dem Kohlenhydratgehalt u. a., bezogen auf 100 g, gekennzeichnet werden. Das ist eine gute Informationsquelle für Menschen mit Diabetes. Bereits beim Einkauf kann diese Angabe eine Entscheidungshilfe darstellen.

Die genannten Tabellen können Sie hier downloaden: BE-Tabelle und KE-Tabelle.